Yamil Borges

http://www.demokratie-jetzt.org/img/yamil_borges_125.jpgAls Leonard Bernstein im Jahr 1979 seine „West Side Story“ am Broadway neu inszeniert, engagiert er eine junge Darstellerin namens Yamil Borges für die Rolle der Rosalia. Wie die Figur, die sie darstellt, ist auch Yamil gebürtige Puertorikanerin, aufgewachsen in New York City, South Bronx.
Mit neun Jahren hatte sie begonnen, Tanzunterricht zu nehmen und absolvierte ihre Aus-bildung als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin auf der High School of Performing Arts, die später durch die Fern-sehserie „Fame” weltbekannt wurde. Wie ihre Karriere beginnt auch ihr Soloprogramm mit einem Medley aus Teilen der WEST SIDE STORY: „Something’s Coming”, „Tonight” und „America”, arrangiert zur Geschichte des American Dream der Einwanderin aus Puerto Rico.


An ihren Broadway-Erfolg schließen sich Engagements im renommierten „Ballys Park Place” in Atlantic City an, eine erste Tournee durch Kanada und 1982 ihr Debut in Europa im Pariser „Chatelet”. Zurück in New York entwickelt sie zusammen mit Julie Taymor – inzwischen weltberühmt als Regisseurin von Disneys „Lion King” – das „Off Broadway”-Spektakel „The transposed heads” nach der Novelle „Die vertauschten Köpfe – Eine indische Legende” von Thomas Mann.


Der endgültige Durchbruch gelingt ihr 1985 in Richard Attenboroughs Film A CHORUS LINE an der Seite von Michael Douglas. Die Geschichte über den Alltag von Tänzern am Broadway war bereits als Musical mit über 6 Millionen Zuschauern außerordentlich erfolgreich. Auch der Film wird ein Welterfolg und erreicht auch in Deutschland große Resonanz, vor allem bei einem jüngeren Publikum, das sich mühelos mit den Hauptfiguren und ihrem Kampf um Identität, Akzeptanz und Erfolg identifizieren kann. Bei der Audition für den Film setzt sich Yamil gegen mehr als 3000 Mitbewerberinnen durch und kann in der Rolle der Diana Morales die ganze Bandbreite ihrer Kunst zeigen. Ein Medley aus „The Music And The Mirror”, „Nothing”, ihrem Song im Film, und ”What I Did For Love” integriert die Handlungsfäden der weiblichen Hauptfiguren Cassie und Diana Morales zu einer Geschichte über Hoffnungen, Träume, Enttäuschungen eines Bühnendarstellers im Theater.


Gastauftritte bei „Miami Vice”, in der „Bill Cosby Show” und dem Hollywood-Film „The luckiest man in the world” festigen Yamils Popularität in den Staaten. Dennoch bleibt die Bühne ihre Leidenschaft. Sie spielt in den angesehendsten Häusern der USA: 1986 als Dolores Con Leche in der Musical Comedy „In A Pigs Valise” im Center Stage Theatre in Baltimore, 1987 im Coconut Grove Playhouse in dem Musical „Miami Lights” von Stanley Walden. Im gleichen Jahr arbeitet sie erstmalig mit dem Broadway-Impresario Harold Prince, der sie für die Rolle der Jasmin Bouffa in dem Musical „Roza” mit Musik von Gilbert Becaud engagiert. 1988 folgt eine Zusammenarbeit mit dem Tony Award Gewinner Des McAnuff und dem legendären Boss der Gruppe „The Kinks”, Ray Davies, in dem Musical „Around the world in 80 days” im LaJolla Playhouse/San Diego.


1989/90 spielt sie in Miami/Florida in Neil Simons Zwei-Personen-Musical-Comedy THEY’RE PLAYING OUR SONG die Rolle der Sonia an der Seite von John James, bekannt als Hauptdar-steller in der Serie „Dynasty” (im deutschen Fernsehen als Jeff Colby im „Denver Clan”). Ebenso wie bei „A Chorus Line” stammt die Musik zu „They’re Playing Our Song” von Marvin Hamlisch, darunter auch „I Still believe In Love”, eine Soul-Ballade im Stil der späten 70er Jahre, die Yamil in ihr Soloprogramm aufgenommen hat.


Manuel Puigs Roman „El beso de la mujer arana” (1976) über den homosexuellen Schaufensterdekorateur Molina, dessen Haftbedingungen im Gefängnis einer südamerikanischen Militärdiktatur nur durch seine Phantasiebegabung erträglich werden, war bereits in mehrere Sprachen übersetzt und von Hector Babenco 1985 Oscar-preisgekrönt verfilmt worden, als Harold Prince 1992 die Uraufführung der Musical-Version zu KISS OF A SPIDERWOMAN inszenierte, mit Musik von John Kander und Songtexten von Fred Ebb. Das gleiche Team also, das bereits 1966 einen Welterfolg mit „Cabaret” feierte. Die Traumwelt Molinas im Roman wie im Musical rankt sich um die schillernde Figur der Aurora, eine Filmdiva seiner Kindheit, die ihm Hoffnung und Trost, aber – in ihrer Rolle als Spinnenfrau – schließlich auch Tod und Verderben bringt. In dieser Rolle holt Harold Prince 1993 Yamil Borges für die Inszenierung der deutschsprachigen Erstaufführung von „Der Kuss der Spinnenfrau” nach Wien. Als Aurora glänzt sie u.a. mit dem „Lied der Spin-nenfrau”, in dem sie Molinas Schicksal vorausnimmt, und tritt in die Fußstapfen der legendären Chita Rivera, die diese Rolle am Broadway gespielt hatte.


Seit dieser Zeit lebt Yamil Borges in Europa und widmet sich neben ihrer Bühnen-karriere der Erziehung ihrer Tochter Layla. Sie singt und tanzt als Stargast im Düsseldorfer „Capitol” (1994/95) oder in dem Münchener Varieté „Platzls Theaterie”. 1997 macht sie dort in der Show „Clownpower” mit Chansons von Edith Piaf auf sich aufmerksam, darunter auch Interpretationen von Klassikern wie „L’accordeoniste” oder „Milord”.


1998 spielt sie an der Seite von Uwe Ochsenknecht die Hauptrolle in dem Open Air Musical „Dracula”, 1999 ist sie – wieder – die geheimnisvolle „Spinnenfrau”, diesmal in Peter Maffays Kindermusical „Tabaluga & Lilli” in Oberhausen. Im darauffolgenden Jahr wird sie als Velma in die zuvor in London und Wien spielende Inszenierung des Musicals CHICAGO an das Berliner Theater des Westens engagiert. Mit einer ebenso kraftvollen wie leidenschaftlichen Interpretation der Velma und Songs wie „Da ist ein Mädchen”, „Moral” und der Eröffnungsnummer „All der Jazz” spielt sie sich schnell in die Herzen des Berliner Publikums.


Die Sympathie ist jedoch gegenseitig: Yamil verliebt sich in die Stadt und siedelt nach Berlin über, wo sie nun neben ihrer Bühnentätigkeit auch eine Solokarriere als Jazzsängerin vorantreibt. Sie bereichert die Berliner Jazzszene mit regelmäßigen Auftritten in den renommierten Clubs, im „Quasimodo”, im „A-Trane” und im „Soultrane”. Am Theater des Westens lernt sie den Pianisten Stefan Weinzierl kennen, mit dem sie an einem Soloprogramm zu arbeiten beginnt, das 2001 in Kaiserslautern Premiere hat. Über den Pianisten entsteht auch der Kontakt zu dem in Berlin lebenden Komponisten Thomas Zaufke, der ihr einen Liederzyklus nach Gedichten von Langston Hughes (1902-1967) widmet, des bedeutendsten farbigen Lyrikers in den USA. Nachdem einige der Songs bereits 2002 auf dem Komponistenportrait-CD „Zaufke Songbook” (CFM 12) als Band-Arrangement zu hören waren, enthält die aktuelle CD nun den kompletten Zyklus SEA AND LAND für Stimme und Klavier. Mit der Poesie von Langston Hughes ist Yamil von Kindheit an vertraut. Zaufkes Lieder, in ihrer zyklischen Abfolge klassisch inspiriert, zitieren Stilformen wie Jazz, Gospel und Folk und bringen dabei in Yamils an großen Bühnen geschulter Stimme neue, intimere Farbschattierungen zum Vorschein.


Vorläufiger Höhepunkt der Bühnenkarriere von Yamil Borges ist ihre Verpflichtung als Hauptdarstellerin in Astor Piazzollas MARIA DE BUENOS AIRES, von ihm selbst als „tango operita” bezeichnet, eine Produktion der Berliner Kammeroper im Berliner Hebbel-Theater im Jahr 2002. In der Figur der Maria, einer Mischung aus Heiliger und Hure, verbindet sich der Mythos des Tango mit einer Stadtlegende der Unterschichten von Buenos Aires. „Yamil setzt sich souverän durch, stattet ihre Figur mit allen Attributen der femme fatale und der femme fragile aus, je nach Szene und Situation” (Der Tagesspiegel).


Auch im CHAMÄLEON war Yamil Borges bereits in einigen Inszenierungen zu erleben. Im vergangenen Jahr spielte sie die Tanzlehrerin in der Show „100% - Der Kult kehrt zurück” und seit Februar 2005 ist sie die zentrale Figur der Varietéshow „Liaison der Sinne”. Mit Liedern und Geschichten führt sie durch einen Bilderrausch aus wunderschöner Artistik und atemberaubender Akrobatik.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Varieté Chamäleon



Kommentieren verboten | Druckansicht    verfasst am 20.05.2005 von Administrator
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